Noch vorgestern meinte Gesundheitsminister Jens Spahn zum Thema Coronavirus: "Kein Anlass zu Unruhe oder unnötigem Alarmismus."
Wie sieht es heute, drei Tage später aus?
Die Übertragungsfähigkeit des Coronavirus nimmt zu. Es verbreitet sich rasant. Jeder Infizierte steckt zwei bis drei weitere Menschen an. Auch während der Inkubationszeit, wenn die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist, ist ein Infizierter ansteckungsfähig.
Millionen Menschen stehen in China unter Quarantäne. Tausende haben sich infiziert, die Zahl der bestätigten Todesopfer ist bis heute auf 56 gestiegen. Weltweit kommen 38 weiter Fälle hinzu - darunter mit drei Erkrankungen in Frankreich die ersten Patienten in Europa. Ein Verdachtsfall in Berlin hat sich nicht bestätigt.
Angesichts der starken Ausbreitung der neuen Lungenkrankheit, hat China seine Maßnahmen deutlich verschärft. In der Millionenmetropole Wuhan, dem Ausgangsort der Erkrankung, gibt es derzeit noch 2700 Verdachts- und Fieberfälle, die auf das Coronavirus getestet würden. Die Krankenhäuser der Stadt sind völlig überfordert. Nach offiziell nicht bestätigten Berichten wurden Patienten zurückgewiesen, weil es nicht genug Personal und Betten gab. Wuhan hat im Eiltempo mit dem Bau zweier Krankenhäuser begonnen, mit einer Kapazität von 2300 Betten. Das erste Hospital soll in etwa einer Woche Patienten aufnehmen können, das zweite kurz danach.
Die Olympiaqualifikation im Frauenfußball wird nicht in China stattfinden, sondern wurde nach Sydney verlegt. Die asiatischen Leichtathletik-Hallen-Meisterschaften wurden komplett abgesagt. Ebenso wie die nationalen Winterspiele. Für den Fußball Supercup, der am 05. Februar stattfinden sollte, gibt es noch keinen neuen Termin. Dies alles sind bestimmt keine "reinen Vorsichtsmaßnahmen". Denn, angesichts der Fähigkeit von Viren zu mutieren, räumte Vize-Gesundheitsminister Li Bin ein, dass die Behörden noch keine Klarheit über die "möglichen Veränderungen der Epidemie" hätten. Die Entwicklung der Krankheit "sei weiterhin nicht unter ihrer Kontrolle".
WAS KÖNNEN WIR TUN, UM UNS ZU SCHÜTZEN?
Wie gefährlich ist eine Infektion mit dem neuen Coronavirus?
Nach allem was bisher bekannt ist, scheint die Sterblichkeit bei einer echten Grippe deutlich höher. Während der besonders schweren Grippewelle im Winter 2017/18 starben allein in Deutschland 25 000 Menschen an den Folgen der Infektion.
Das neue Coronavirus ist eng verwandt mit dem SARS-Erreger, der 2002 in China zum ersten Mal auftrat. Weltweit erkrankten rund 8000 Menschen daran - 800 Patienten starben. Trotz der Ähnlichkeit gebe es allerdings deutliche Unterschiede zwischen den beiden Erregern. Anhand der Daten, die Experten zur Verfügung stehen, sieht es so aus, als ob SARS einen schwereren Verlauf hatte, als das neue Coronavirus. Es scheint, als sei dieses Virus weniger virulent oder weniger tödlich als SARS.
Welche Symptome ruft das neue Virus hervor?
Das sogenannte Wuhan-Coronavirus löst ähnliche Symptome wie eine heftige Erkältung aus. Dazu gehören Husten, Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen. Es kann sich aber auch eine Lungenentzündung entwickeln.
FIEBER ist ein wichtiger Indikator. Diese Tatsache wird genutzt, um mittels Wärmebildkameras Infizierte zu identifizieren (Exit Screening).
Droht eine Ausbreitung in Deutschland?
Ein Experte der Rostocker Universitätsmedizin befürchtet, dass möglicherweise eine Pandemie droht, wie vor 17 Jahren bei SARS.
Dagegen hält das Robert-Koch-Institut in Hamburg das Risiko, dass dieses Virus nach Deutschland importiert werde, für relativ gering. "Aber natürlich könne man einzelne Fälle nicht ausschließen."
Wie kann das Virus übertragen werden?
Offenbar kann das neue Coronavirus von Mensch zu Mensch übertragen werden. Auch wenn noch nicht ganz klar ist, wie genau und wie schnell das passieren kann. Aber dies ist eigentlich keine Überraschung, denn es handelt sich um ein Erkältungsvirus und eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist dabei nicht ungewöhnlich.
Wie kann man sich schützen?
Um sich persönlich schützen zu können, müsste man im Grunde wissen, wer genau infiziert ist. Allerdings bieten Mundschutz und Desinfektionsspray grundsätzlich einen gewissen Schutz.
Von staatlicher Seite müssen entsprechende Testverfahren zur Verfügung stehen, damit man infizierte Patienten gut und schnell behandeln und isolieren kann.
Sollte ein Pilot noch im Flugzeug von einem Verdachtsfall erfahren, muss er seine Maschine zu einem der fünf deutschen "designated airports" umleiten. Dort gibt es abgegrenzte Räumlichkeiten, um Infizierte isolieren zu können.
Das Gesundheitsamt sorgt dann dafür, dass die Betroffenen schnellstmöglich in eine Klinik kommen.